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08/2011: Effect of adrenaline on survival in out-of-hospital cardiac arrest: A randomised double-blind placebo-controlled trial [Resuscitation (2011); doi:10.1016/j.resuscitation.2011.06.029]

Teil-Übersetzung des Abstracts:
Hintergrund:
Es gibt nur wenig Evidenz klinischer Studien, daß die Gabe von Adrenalin (Epinephrin) in der Behandlung des Kreislaufstillstands das Überleben verbessert. Trotzdem wird Adrenalin seit meheren Jahrzehnten als "Standard of Care" betrachtet. Das Ziel unserer Studie war es, den Effekt von Adrenalin auf die Klinikentlassrate bei Patienten mit außerklinischem Kreislaufstillstand zu untersuchen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 4103 Patienten mit Kreislaufstillstand während der Studiendauer gescreent, von denen widerum 601 randomisiert wurden. Eien Dokumentation war von insgesamt 534 Patienten verfügbar: 262 in der Plazebogruppe und 272 in der Adrenanlingruppe. Die Gruppen wurden bezüglich der grundlegenden Charakteristika wie Alter, Geschlecht und begonnene Laienreanimation abgeglichen. ROSC trat bei 22 (8,4%) der Patienten, die Plazebo erhielten, auf und bei 64 (23,5%) derer, die Adrenalin erhielten (OR = 3,4; 95% CI 2,0-5,6).
5 (1,9%) und 11 (4,0%) der Patienten, die Plazebo beziehungsweise Adreanlin erhielten, konnten die Klinik verlassen
(OR = 2,2; 95% CI 0,7-6,3). Alle außer 2 Patienten (beide in der Adreanlingruppe) hatten einen CPC von1-2.
Schlussfolgerung: Patienten, die während des Kreislaufstillstands Adrenalin erhielten, hatten statistisch keinerlei Verbesserung im primären Outcomes der Klinikentlassung, obwohl es eine signifikant verbesserte Möglichkeit gab, einen kreislauf wiederzuerlangen (ROSC).

Bedeutung für die Praxis (Anmerkung S. Stegherr)
Seit vielen Jahren halten sich Mythen, daß die Gabe von Adrenalin während der Reanimation keinen oder einen nur sehr eingeschränkten Nutzen hat. Dies könnte nur allzuleicht auch als Ergebnis der Schlussfolgerung der Autoren des obigen RCT gezogen werden. In diesem Falle gilt aber: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!
In der Diskussion ihrer Studie beschreiben die Autoren, daß sowohl für die primär defibrillierbaren als auch die primar nicht defibrillierbaren Rhythmen die Patienten der Adreanlingruppe profitieren. In der Gruppe der nicht defibrillationswürdigen Patienten konnten nur Patienten der Adrenalingruppe die Klinik verlassen, in der Gruppe der defibrillationswürdigen Patienten waren es immerhin 7,6% der Patienten versus 4,0%.
Auch wenn dies nicht statistsich signifikant ist, würde das für Deutschland jedes Jahr mehrere Hundert Menschenleben bedeuten, die aufgrund fehlender Adrenalingabe nicht gerettet werden könnten (mit gutem CPC).